Living Wage: Vom Ideal zur Pflicht?

Jeder verdient einen Lohn, von dem man leben kann. Das ist der Ausgangspunkt der Living Wage. Aber wie sieht es im Jahr 2025 aus? Was ist erreicht worden - und was liegt vor uns?

Die Aufmerksamkeit wächst weltweit

Die Aufmerksamkeit für existenzsichernde Löhne hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Organisationen wie die Global Living Wage Coalition, Fairtrade, Rainforest Alliance und IDH haben Methoden entwickelt, um den Unterschied zwischen Löhnen und existenzsichernden Löhnen transparent zu machen. Große Unternehmen wie Unilever und L'Oréal haben sich inzwischen verpflichtet, in ihren Produktionsketten auf existenzsichernde Löhne hinzuarbeiten.

 

Existenzsichernder Lohn als CSRD-Referenz​

Seit 2024 verpflichtet die CSRD-Richtlinie große Unternehmen in Europa, über soziale Nachhaltigkeit, einschließlich der Löhne in ihren Lieferketten, zu berichten. Der existenzsichernde Lohn ist zwar (noch) keine explizite Verpflichtung, aber gemäß ESRS S2 müssen die Unternehmen nachweisen, ob die Löhne "angemessen" sind.

Dabei sollten sie den höchsten dieser drei Standards anwenden:

  • den lokalen Mindestlohn
  • die "doppelte Anstandsschwelle"
  • oder ein Richtwert für den existenzsichernden Lohn, je nachdem, welcher Wert höher ist

Der existenzsichernde Lohn wird somit zunehmend zum Maßstab. Von den Unternehmen wird erwartet, dass sie etwaige Unterschiede analysieren, transparent machen und - wenn möglich - Aktionspläne zur Schließung der Lücke aufstellen.

 

Zukunftsausblick: Verpflichtung 2027?

Mit der für 2027 erwarteten Einführung der Richtlinie über die Sorgfaltspflicht von Unternehmen im Bereich der Nachhaltigkeit (Corporate Sustainability Due Diligence Directive, CSDDD) dürfte die Sorgfaltspflicht in Bezug auf existenzsichernde Löhne in der Tat zu einer formellen Verpflichtung werden. Die aktuellen CSRD-Berichte können dies bereits vorwegnehmen.

 

Was erfordert dies von den Unternehmen?

Transparenz in Bezug auf die Löhne in der Produktionskette ist nicht mehr nur eine beiläufige Entscheidung. Die Analyse von Lohndaten, die Zusammenarbeit mit zertifizierten Lieferanten (wie Fairtrade- oder Living-Wage-Partnern) und die Berichterstattung über konkrete Schritte in Richtung existenzsichernder Löhne werden immer wichtiger.

Dies ist unerlässlich, um die heutigen CSRD-Anforderungen zu erfüllen und auf die Verpflichtungen von morgen vorbereitet zu sein.

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