Eosta: „EU-Einfuhrsperre für Zitrusfrüchte riecht nach Protektionismus”

UPDATE vom 12. November 2015: Aus einem Bericht von Europhyt, dem EU-Frühwarnsystem für Pflanzengesundheit, geht hervor, dass allein im Oktober 2015 nicht weniger als 49 Fälle von “Citrus Black Spot” in Zitronenlieferungen aus dem südamerikanischen Uruguay festgestellt wurden. Das erhöht die Zahl der Schwarzfleckenkrankheitsbefunde bei uruguayischen  Zitrusfruchtlieferungen auf insgesamt 61 in diesem Jahr – dem gegenüber stehen 17 Vorfälle in argentinischen Lieferungen und 16 in Zitrus-Einfuhren aus Südafrika. Trotzdem bleibt Südafrika das bisher einzige Land mit einem Exportstopp.

 

Waddinxveen, 5. November 2015 - Es ist nicht das erste Mal, dass die EU Lieferungen von Zitronen, Orangen und Co. aus Südafrika stoppt, weil an einigen Früchten ein Pilzbefall, die sogenannte Schwarzfleckenkrankheit, entdeckt worden war. Bereits das dritte Jahr in Folge wird auch 2015 wieder, zeitgleich mit dem Begin der heimischen Zitrusfrucht-Ernte, die Einfuhr unter Androhung eines Importbanns zum Erliegen gebracht. Für Importe südamerikanischer Zitrusfrüchte, die bei kleineren Handelsvolumina wesentlich höhere „Black Spot“-Belastungen aufwiesen, gelten diese Maßnahmen hingegen nicht. Verschleierter Protektionismus?, fragt Volkert Engelsman vom internationalen Bio-Handelsunternehmen Eosta zu Recht.

 

Die sogenannte „Citrus Black Spot“-Krankheit oder Schwarzfleckenkrankheit ist eine Pilzerkrankung, die weltweit in Gebieten mit feucht-warmem Klima auftritt. Die Pilze befallen lediglich die Schale der Zitrusfrüchte und verursachen dort kleine schwarze Flecken, ohne dass die Frucht selbst in Mitleidenschaft gezogen wird oder ein Gesundheitsrisiko für die Verbraucher besteht. Der Schaden ist rein kosmetischer Natur – anders als bei der „Citrus Sudden Death”-Krankheit, die den kompletten Baum befällt und in Brasilien schon ganze Zitrusplantagen auslöschte. Die Schwarzfleckenkrankheit breitet sich nicht über die Frucht hinaus aus; wäre dem nicht so, wären Vorsichtsmaßnahmen wie eine EU-Einfuhrsperre berechtigt und nachvollziehbar.

 

Auf die südafrikanischen Zitrusfrüchte-Erzeuger hat die Schwarzfleckenkrankheit und der damit einhergehende Exportstopp hingegen verheerende Auswirkungen, denn etwa 45 Prozent der südafrikanischen Exporte von Zitrusfrüchten sind für den europäischen Markt bestimmt. Laut Angaben des Verbands südafrikanischer Zitrusbauern würde ein permanenter Exportstopp mehr als 60.000 Arbeitsplätzen bedrohen. Im November 2013 wurden Zitrusfrucht-Lieferungen aus Südafrika erstmals unter Androhung eines EU-Einfuhrverbots blockiert – seitdem ist ein permanentes Einfuhrverbot immer wieder im Gespräch. Auch 2014 und 2015 fühlte sich der südafrikanische Branchenverband unter Druck der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit gezwungen, einen Großteil der Lieferungen zurückzuhalten – auf eigene Kosten.

 

Denn die stetig wachsenden Ausgaben für das Risikomanagement tragen die Zitrusbauern in Südafrika allein. Ihre Kollegen aus Südamerika haben hingegen nichts zu befürchten: ihre Zitrusfrüchte gelangen weiter ungehindert auf den europäischen Markt, obwohl hier doppelt so oft „Citrus Black Spot“-Befall festgestellt wurde. Wie Berichte des „European Union Notification System for Plant Health Interceptions“ (EUROPHYT, Frühwarnsystem der Europäischen Union für Pflanzengesundheitsvorfälle) zeigen, sind zwischen März und September 2015 in Zitrusfrucht-Lieferungen aus Argentinien und Uruguay 26 „Citrus Black Spot“-Vorfälle nachgewiesen worden, während dies bei Lieferungen aus Südafrika nur 12 Mal der Fall war.

 

„Von einem wissenschaftlichen Standpunkt aus ist die Androhung einer EU-Einfuhrsperre fragwürdig“, so Volkert Engelsman, Geschäftsführer des Bio-Handelsunternehmens Eosta, dass Bio-Früchte aus beiden Teilen der Welt importiert. „Die Schwarzfleckenkrankheit geht nicht auf die Bäume über – der Pilz befällt lediglich die Schale der Zitrusfrüchte. Die Angst, der Pilz könne sich auch auf europäischen Obstplantagen ausbreiten, wenn befallene Orangen oder Zitronen auf den Markt gelangen, ist also unbegründet. Auch, weil ein Expertenteam bereits 2013 nachweisen konnte, dass der Pilz ein feucht-warmes Wachstumsklima benötigt, und im mediterranen Klima Spaniens und Griechenlands schlicht nicht überlebensfähig wäre.”

 

Engelsman ergänzt: „In der Provinz Westkap in Südafrika herrscht annähernd mediterranes Klima vor, seit 80 Jahren werden dort Zitronen angebaut. In der angrenzenden Ostkap-Provinz werden ebenfalls seit 80 Jahren Zitronen angebaut, in diesem Gebiet mit feuchterem und wärmeren Klima treten regelmäßig Fälle von „Citrus Black Spot“ auf. Obwohl beide Gebiete direkt nebeneinander liegen und es regelmäßige, unkontrollierte Zitrus-Bewegungen zwischen beiden Provinzen gibt, konnte sich der „Citrus Black Spot“-Pilz bisher nicht in der Westkap-Provinz etablieren – obwohl er 80 Jahre Zeit dazu hatte.“

 

Angesichts der Tatsache, dass Südafrika und Spanien die weltweit größten Produzenten von Zitrusfrüchten sind, stellt sich Volkert Engelsman nun die naheliegende Frage nach verstecktem Protektionismus: „Da ausschließlich Importe aus Südafrika betroffen sind, muss die Frage erlaubt sein, ob es sich dabei wirklich um eine reine Vorsichtsmaßnahme zur Pflanzengesundheit handelt – oder um eine verschleierte Handelsbarriere, um die vor allem spanische Erzeugnisse zu protektieren. Erst Recht, weil gleichzeitig argentinische Zitrusfrüchte trotz häufigerem Befall mit der Schwarzfleckenkrankheit und viel kleineren Handelsvolumina weiterhin ungehindert auf den EU-Markt gelangen dürfen.“

 

Über Eosta

Eosta wurde 1990 in den Niederlanden mit dem Ziel gegründet, ein Unternehmen zu schaffen, das Ökonomie und Ökologie verbindet. Heute zählt Eosta zu den größten Handelsunternehmen für Bio-Obst und -Gemüse weltweit. Für das eigens entwickelte Transparenzsystem Nature & More, mit dem die Herkunft der Produkte bis zum Erzeuger zurückverfolgt werden kann, ist Eosta bereits mehrfach mit internationalen Nachhaltigkeitspreisen ausgezeichnet worden. Mehr Informationen finden Sie unter: www.eosta.de und www.natureandmore.de

 

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