Wie „Bio“ Teil der Lösung sein kann, wenn es darum geht, globale Ziele zu erreichen
Die globale Landwirtschaft steht heute vor einem entscheidenden Wendepunkt. Unser aktuelles Ernährungssystem hat die landwirtschaftliche Produktivität in den letzten Jahrzehnten zwar enorm gesteigert, zeigt jedoch auch nachteilige Auswirkungen auf Umwelt und Gesellschaft. Verschlechterung der Bodenqualität, Verlust von Biodiversität, Wasserverschmutzung, Klimawandel und ozeanische Totzonen sind nur einige der Herausforderungen, vor denen wir heute stehen. Im Kampf gegen diese und andere große Probleme kam 2015 die internationale Gemeinschaft zusammen und rief die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung ins Leben – ein Aktionsplan, der auf 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs) basiert. Diese SDGs bestimmen zunehmend die nachhaltige Agenda unseres Planeten. Die Erzeugung und der Konsum von Nahrungsmitteln haben massive und direkte, positive oder negative Auswirkungen auf diese Ziele.
Da Biobauern in aller Welt auf den Einsatz schädlicher Agrochemikalien verzichten und so weit wie möglich im Einklang mit der Natur arbeiten, versteht es sich von selbst, dass diese Vorbilder als Teil der Lösung betrachtet werden können.
Wie dieser Bericht verdeutlicht, ist es wichtig, dass wir – wenn es der internationalen Gemeinschaft mit der Erreichung der SDGs bis 2030 tatsächlich ernst ist – zu nachhaltigeren Anbaumethoden wie der ökologischen Landwirtschaft übergehen.
Die Bodenzerstörung und der Verlust von Biodiversität nehmen weltweit weiter in alarmierendem Ausmaß zu und verändern Lebensräume und natürliche Nahrungsketten zu ihrem Nachteil. Nach Angaben der Vereinten Nationen sind heute mehr als 1.000.000 Arten bedroht.
Einer der Hauptgründe für die extrem starke Belastung der natürlichen Lebensräume sind intensive Bewirtschaftungsmethoden. In einem UN-Bericht des Sonderberichterstatters über das Recht auf Nahrung heißt es: „Der anhaltende übermäßige Einsatz und Missbrauch von Pestiziden führen zur Kontamination von umliegenden Böden und Wasserquellen, was zu einem erheblichen Verlust an Biodiversität führt, nützliche Insektenpopulationen zerstört, die als natürliche Feinde von Schädlingen fungieren, und den Nährwert unserer Nahrungsmittel verringert.“
Dieser Bericht wird von einer Fülle von Belegen untermauert, die zeigen, dass die ökologische Landwirtschaft in Hinblick auf die Biodiversität um ein Vielfaches besser abschneidet als die konventionelle Landwirtschaft. Der Bericht „Organic Agriculture and the Sustainable Development Goals“ (Ökologische Landwirtschaft und nachhaltige Entwicklungsziele) beschäftigt sich insbesondere mit den Auswirkungen auf Bestäuber und andere Insekten sowie die daraus resultierenden Folgen für die Vogelwelt. Des Weiteren wird auch der Einfluss auf die Pflanzenvielfalt analysiert.
Wenn man über die Biodiversität spricht, muss man auch darüber nachdenken, was direkt unter unseren Füßen geschieht, da etwa 25 % der biologischen Vielfalt im Boden zu finden sind. Nach Angaben der Welternährungsorganisation FAO hat der intensive Ackerbau in vielen Ländern die Böden ausgelaugt; als Konsequenz befürwortet sie nun die ökologische Landwirtschaft als eine von fünf Formen nachhaltiger landwirtschaftlicher Anbaumethoden.
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Wenn es um Klima und Landwirtschaft geht, lautet das Stichwort Boden. Im FAO-Bericht Soil Organic Carbon, The Hidden Potential (Organischer Kohlenstoff im Boden, das verborgene Potential) wird die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen überaus deutlich: „Vor dem Hintergrund des Klimawandels, der Bodenschädigung und dem Verlust von Biodiversität sind Böden heute eine der weltweit am stärksten gefährdeten Ressourcen. Böden sind ein wichtiger Kohlenstoffspeicher und enthalten mehr Kohlenstoff als die Atmosphäre und die gesamte Landvegetation zusammen.“
Der Weltklimarat (Intergovernmental Panel for Climate Change, IPCC) ist sich des engen Zusammenhangs von Landwirtschaft, Boden und Klimawandel ebenfalls bewusst. In einer aktuellen Publikation unterstreicht die Organisation die Rolle der Landwirtschaft bei der Erfüllung des Pariser Abkommens von 2015. Nach Berechnungen des Weltklimarats machen „Landwirtschaft, Forstwirtschaft und andere Arten der Landnutzung (...) 23 % der Treibhausgasemissionen des Menschen aus“. Gleichzeitig gilt die Landbewirtschaftung auch als Teil der Lösung. „Natürliche Bodenprozesse absorbieren Kohlendioxid in einer Menge, die fast einem Drittel der Kohlendioxidemissionen aus fossilen Brennstoffen und Industrie entspricht“, so der IPCC.
Einer der größten in der Klimadebatte immer wieder genannten Vorteile des ökologischen Anbaus und anderer nachhaltiger Formen der Landwirtschaft ist die Tatsache, dass der Boden hier CO2 aus der Atmosphäre aufnehmen und im Boden binden kann (Kohlenstoffsequestrierung bzw. Kohlenstoffbindung), wodurch der organische Kohlenstoffgehalt im Boden steigt. (Lal 2007)
Dies ist aber noch nicht alles. Tatsache ist nämlich, dass die Produktion von Agrochemikalien (insbesondere von Kunstdüngern) zweitgrößter Verursacher von CO2-Emissionen in der Landwirtschaft ist.
Da Biobauern gesunde Böden bewirtschaften, die CO2 aufnehmen; und keine Agrochemikalien einsetzen, bei deren Produktion CO2 entsteht, kann der ökologische Anbau sehr wohl als Teil der Lösung betrachtet werden.
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Eines der Hauptprobleme in unseren Ozeanen und Meeren sind große, als Totzonen bekannte Bereiche. Sie werden so genannt, weil aufgrund von Eutrophierung, also Nährstoffanreicherung, kaum bis gar kein Sauerstoff mehr vorhanden ist, der Leben ermöglichen würde. Solche Totzonen kommen überall auf unserer Erde vor, die größten und am besten dokumentierten sind jedoch im Golf von Mexiko, im Gelben Meer, im Golf von Thailand und in der Ostsee zu finden.
Wenn Nährstoffe (insbesondere Stickstoff und Phosphor) aus dem Boden ausgewaschen und über das Grundwasser, Bäche und Flüsse in große Ozeane und Meere eingetragen werden, düngen sie mikroskopisch kleine Pflanzen und verursachen so massive Algenblüten. Wenn die Algen dann absterben und auf den Meeresboden sinken, werden sie von Mikroorganismen verdaut; dieser Prozess verbraucht den Sauerstoff in diesem Teil des Meeres, wodurch schließlich diese katastrophalen, sauerstoffarmen Totzonen entstehen.
Nach Angaben der Europäischen Umweltagentur (EUA) wirken sich verschiedene Nährstoffe auf unterschiedliche Gewässer aus: „Die Überdüngung von Meeren, Seen, Flüssen und Bächen mit Nährstoffen (Stickstoff und Phosphor) kann zu einer Reihe von schädlichen Auswirkungen führen, die als Eutrophierung bekannt sind. Bei der Eutrophierung von Süßwasser spielt Phosphor die wichtigste Rolle, bei Salzwasser ist es Nitrat.“ https://www.eea.europa.eu/de/publications/signals-2000
Was die Ursachen dieser Verschmutzung angeht, weist die Europäische Umweltagentur darauf hin, dass Landwirtschaft, Haushalte und Industrie eine Rolle spielen: „Die Hauptquelle für die Verschmutzung mit Stickstoff besteht in Emissionen aus landwirtschaftlichen Flächen, während die Phosphorverschmutzung zum größten Teil aus Haushalten und Industrie stammt.“ In derselben Publikation verweist die EUA darauf, dass die beiden Hauptquellen für Stickstoffeinträge in landwirtschaftliche Flächen Mineraldünger und Gülle sind.
Da der ökologische Anbau den Einsatz synthetischer Pestizide verbietet, besteht wenig bis gar kein Risiko einer Verschmutzung von Grund- und Oberflächenwasser durch diese Stoffe. Allerdings ist zu erwähnen, dass die von Bio-Bauern zur Düngung genutzte Gülle sehr wohl in Gewässer gelangen und zur Bildung von Totzonen beitragen kann.
Eine Studie zur Bewertung, welche landwirtschaftlichen Methoden zur Verringerung der Nährstoffbelastung beitragen könnten, sieht jedoch „ein landwirtschaftliches System auf Grundlage von lokalen und erneuerbaren Ressourcen, das Tierhaltung und Ackerbau in einem Agrarbetrieb oder in unmittelbarer Nähe verzahnt“ als Lösung.
Da es viele Gemeinsamkeiten zwischen einem solchen System und der ökologischen Landwirtschaft gibt, unter anderem die Nutzung der Fruchtfolge und eine bessere Wiederverwertung von Biomasse und Nährstoffen, kann die ökologische Landwirtschaft als Teil der Lösung verstanden werden.
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Wir leben zwar auf einem blauen Planeten, dessen Oberfläche zu 70 % mit Wasser bedeckt ist; dennoch sind nur 3 % des auf unserer Erde vorhandenen Wassers Süßwasser und wiederum davon zwei Drittel nicht verfügbar, weil es in fester Form als Gletschereis vorliegt. Von dem verbleibenden Drittel werden mehr als 70 % für die Landwirtschaft aufgewendet.
Die in der Landwirtschaft eingesetzten chemischen Pestizide und Kunstdünger bleiben nicht nur auf den Pflanzen, sondern gelangen über den Boden und das Grundwasser in unsere Wassersysteme. Laut WWF hat sich der Einsatz von Pestiziden und Düngemitteln in landwirtschaftlichen Betrieben in den letzten 50 Jahren um das 26-fache erhöht, was schwerwiegende Folgen für unsere Umwelt mit sich bringt.
Dass Verschmutzungen dieser Art auch erhebliche finanzielle Belastungen verursachen, wurde in einem 2011 von der französischen Regierung veröffentlichten Bericht deutlich. Diese Studie beziffert die geschätzten Gesamtkosten für eine Reinigung des Grundwassers in Frankreich auf über 522 Milliarden Euro. Speziell in Hinblick auf Nitrate und Pestizide kommt die Studie zu folgendem Schluss: „Bezogen auf den Aufbereitungskosten für Nitrate und Pestizide in Trinkwasseraufbereitungsanlagen liegen die Kosten für die Beseitigung von Nitraten und Pestiziden in Gewässern bei über 70 Euro pro kg für Nitrate und bei 60.000 Euro pro kg für Pestizide.“
Ökologischen Landwirten bieten sich nun zwei grundlegende Wege, wie sie zur Erreichung von SDG 6 beitragen können. Da die Gesetzgebung im Bereich des ökologischen Anbaus den Einsatz von Kunstdüngern und chemischen Pestiziden verbietet, tragen sie diesbezüglich nicht zur Verschmutzung unserer Wassersysteme bei.
Und da ökologische Landwirte keine Kunstdünger verwenden, düngen sie ihre Kulturpflanzen indirekt über den Boden, indem sie beispielsweise Kompost ausbringen. Weitere Techniken zur Förderung eines gesunden Bodens umfassen beispielsweise die Fruchtfolge und den Einsatz von Deckfrüchten. Interessanterweise weisen diese gesunden Böden eine ausgezeichnete Wasserspeicherkapazität auf, was bedeutet, dass der Boden weniger Wasser benötigt und Dürreperioden besser bewältigen kann. Bei starken Regenfällen nehmen gesunde Böden aufgrund ihrer poröseren Struktur obendrein Wasser besser auf, was wiederum zu weniger Wasserverlust durch Abfluss führt.
Wenn es also darum geht, unsere Süßwasserversorgung zu schützen, ist die ökologische Landwirtschaft ein wichtiger Teil der Lösung.
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Wenn man bedenkt, dass über 95 % unserer Nahrungsmittel direkt bzw. indirekt aus dem Boden kommen, ist es unglaublich wichtig zu erkennen, dass wir, um den Hunger zu bekämpfen, in erster Linie unsere Böden retten müssen. Laut FAO: „Unsere Böden sind massiv gefährdet, was sich nicht nur nachteilig auf die globale Ernährungssicherung auswirkt, sondern auch unser Klima, unsere Wassersysteme und unsere Biodiversität negativ beeinflusst.“ Mit anderen Worten, der Boden hat nicht nur direkten Einfluss auf SDG 2 (Kein Hunger), sondern auch auf SDG 13 (Klima), SDG 6 (Sauberes Wasser) und SDG 15 (Leben an Land).
Jede Minute zerstört der Mensch fruchtbare Bodenflächen in der Größe von 30 Fußballfeldern, in erster Linie durch intensive Anbaumethoden, was zu einem Verlust von 10 Millionen Hektar Ackerland jährlich führt. Infolgedessen gelten 25 % der Böden unserer Erde als stark geschädigt. Um die 10 Milliarden Menschen, die 2050 voraussichtlich auf der Erde leben werden, ernähren zu können, müssen wir das kritische Gleichgewicht zwischen Bodenqualität und Vielfalt sowie Produktivität und Nachhaltigkeit finden.
In Hinblick auf die Erhaltung und Verbesserung der Bodenqualität und Fruchtbarkeit fördert die FAO fünf verschiedene Formen des nachhaltigen landwirtschaftlichen Anbaus, einschließlich der ökologischen Landwirtschaft. Laut FAO könnten wir, wenn diese nachhaltigen Bewirtschaftungspraktiken übernommen würden, gleichzeitig bis zu 58 % mehr Lebensmittel produzieren.
Daraus kann man den Schluss ziehen, dass die Erhaltung unserer Böden ein wesentlicher Faktor ist, wenn wir SDG 2 „Kein Hunger“ bewältigen möchten. Da ökologische Landwirte keine chemischen Dünger verwenden, düngen sie ihre Pflanzen indirekt über den Boden, indem sie beispielsweise Kompost ausbringen. Das ist nicht nur gut für die Pflanzen, sondern reichert auch den Boden an. Die Forschung zeigt, dass die Menge der Biomasse (organische Bodensubstanz) in der landwirtschaftlichen Produktion ohne den Einsatz synthetischer Chemikalien und Wachstumsregulatoren viel größer ist und direkt zu einem Anstieg der Mikroorganismen im Boden und der Biodiversität der Fauna führen.
In Bezug auf die Ernährungssicherung fordern die Vereinten Nationen in einem gemeinsamen Bericht des UNEP (United Nations Environmental Agency; Umweltministerium der Vereinten Nationen) und der UNCTAD (United Nations Conference on Trade and Development; Welthandels- und Entwicklungskonferenz) „eine breitere Auswahl an kreativen, nachhaltigen Landwirtschaftssystemen, die nicht nur Nahrung liefern, sondern auch den wirtschaftlichen Wert von naturnahen Leistungen aus Wäldern, Feuchtgebieten und von Bodenorganismen, welche die Basis für die landwirtschaftliche Bewirtschaftung sind, berücksichtigen. Die simple Übertragung der industriellen Landwirtschaftsmodelle des zwanzigsten Jahrhunderts in das einundzwanzigste Jahrhundert als allgemein gültige globale Lösung wird uns nicht weiterbringen.“ In Bezug auf die ökologische Landwirtschaft und die Ernährungssicherung in Afrika besagt die Einleitung Folgendes: „Die in dieser Studie vorgestellten Erkenntnisse stützen das Argument, dass die ökologische Landwirtschaft die Ernährungssicherung in Afrika besser unterstützt als die meisten herkömmlichen Produktionssysteme und dass sie langfristig gesehen eher nachhaltig sein wird.“
In Hinblick auf das Ziel „Kein Hunger“ in einer Zeit, in der wir mit den Auswirkungen des Klimawandels kämpfen, ist es extrem wichtig, Lebensmittel über lange Zeiträume auch unter ungünstigen Bedingungen anbauen zu können. Forschungen der FAO zeigen, dass man mit ökologischer Landwirtschaft in Dürreperioden bessere Erträge erzielen kann.
Letztendlich bewähren sich ökologische Anbaumethoden auch bei der Umwandlung unfruchtbarer Ödlandgebiete in landwirtschaftliche Flächen.
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Die Internationale Arbeitsorganisation (IAO) hat Schätzungen veröffentlicht, nach denen 90 % der 2 Milliarden Arbeiter – 61 % aller Arbeitskräfte weltweit – einer Schattenbeschäftigung nachgehen. Darüber hinaus leben 90 % dieser Arbeiter in ländlichen Gebieten und arbeiten in der Landwirtschaft, wo sie nach Angaben der IAO gezwungen sind, schlechte Arbeitsbedingungen zu akzeptieren, etwa den Kontakt mit gefährlichen und giftigen Chemikalien. Diese Zahlen werden durch einen Bericht der UN-Umweltversammlung bestätigt, laut dem jährlich rund 25 Millionen Landarbeiter weltweit eine Pestizidvergiftung erleiden.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) wiederum schätzt, dass jährlich bis zu 5 Millionen akute, versehentlich durch Pestizide verursachte Erkrankungen und Verletzungen auftreten und dass jedes Jahr 20.000 Menschen durch Pestizidvergiftungen sterben.
Unabhängig von den genauen Zahlen sind solche Pestizidvergiftungen ein großes Problem für das Gesundheitswesen in Entwicklungsländern, das nicht nur Landarbeiter betrifft, sondern auch all jene Menschen, die neben den besprühten Feldern leben.
In diesem Sinne können ökologische Landwirtschaftsbetriebe, in denen solche Chemikalien verboten sind, allgemein als gesündere Arbeitsumgebung gelten als ihre konventionellen Pendants, insbesondere in den Entwicklungsländern.
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Für SDG 3 beschreibt der Bericht, wie sich landwirtschaftliche Anbaumethoden auf die Gesundheit der Verbraucher auswirken. Die Gesundheitsrisiken für Landwirte und Landarbeiter werden in Kapitel „SDG 8: Menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum“ erläutert.
In Bezug auf „Gesundheit“ wird nach wie vor über eine genaue, allgemein akzeptierte Definition des Begriffs und über die Beziehung von Ernährung und Gesundheit diskutiert. Auf der einen Seite belegen zahlreiche Studien, dass Bio-Produkte gesünder sind, und auf der anderen Seite kommen ebenso viele Studien zu dem Schluss, dass es keinen Unterschied zwischen Bio und Nicht-Bio gibt. Wir konnten im Rahmen unserer Recherchen jedoch keine Studie finden, die zeigt, dass Nicht-Bio-Produkte gesünder als Bio-Produkte sind.
Gesunde Lebensmittel stammen aus einer gesunden Landwirtschaft. Hersteller von Babynahrung verwenden nahezu ausschließlich Bio-Produkte, da biologisch angebautes Obst und Gemüse in der Regel frei von Pestizidrückständen sind. Laut einer Studie des British Journal of Nutrition enthalten Bio-Produkte außerdem mehr Vitamine, Mineralien, Antioxidantien und bioaktive Substanzen. Die Studie „Higher antioxidant and lower cadmium concentrations and lower incidence of pesticide residues in organically grown crops“ (Höhere Antioxidans- und niedrigere Cadmiumkonzentrationen und geringere Inzidenz von Pestizidrückständen bei ökologisch angebauten Feldfrüchten) ist eine Meta-Analyse von 343 Forschungsarbeiten, die den gesundheitlichen Nutzen und die Nährwerte von Bio- und Nicht-Bio-Produkten vergleichen.
Die Ergebnisse des Berichts des British Journal wurden durch eine aktuelle Studie des Louis Bolk Institute und des RIKILT Institute of Food Safety bestätigt.
In Bezug auf Landwirtschaft und Gesundheit gilt, dass neben den Verbrauchern und Landarbeitern (SDG 8) auch die Menschen, die in der Nähe von Gebieten mit Pestizideinsatz leben, unter den Auswirkungen leiden. Im Rahmen einer der größten je durchgeführten Studien, in denen die potentiellen Auswirkungen einer Pestizidbelastung auf die Entwicklung von Föten und Neugeborene analysiert wurden, kamen die Wissenschaftler zu dem Schluss, dass ein Kontakt mit den am häufigsten verwendeten Pestiziden mit einem höheren Risiko für Autismus-Spektrumstörungen einherging. Die Untersuchungsergebnisse der Fielding School of Public Health an der University of California wurden im British Medical Journal veröffentlicht.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) weist außerdem darauf hin, dass „hochgefährliche Pestizide akute und/oder chronische toxische Wirkungen haben können und ein besonderes Risiko für Kinder darstellen“.
Darüber hinaus spricht die WHO über die Gefahren von Pestiziden, insbesondere in Ländern, in denen es keine wirksamen Registrierungs- und Kontrollsysteme gibt: „Umweltverschmutzung kann auch eine Belastung des Menschen verursachen, unter anderem durch die Aufnahme von Pestizidrückständen in Nahrungsmitteln und möglicherweise auch im Trinkwasser. Während die entwickelten Länder bereits über Systeme zur Registrierung von Pestiziden und zur Kontrolle ihres Verkaufs und Einsatzes verfügen, ist dies anderenorts nicht immer der Fall.“
Da in der ökologischen Landwirtschaft keine chemischen Pestizide eingesetzt werden, verschärft diese nachhaltige Form der Landwirtschaft das Problem der Umweltverschmutzung nicht weiter.
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Laut der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) „muss nachhaltige Landwirtschaft gesunde Ökosysteme pflegen und die nachhaltige Bewirtschaftung von Land, Wasser und natürlichen Ressourcen unterstützen und gleichzeitig die weltweite Ernährungssicherung gewährleisten“. Wenn man von gesunden Ökosystemen sowie einer nachhaltigen Land- und Wasserwirtschaft spricht, kommt man immer wieder zurück auf gesunde, lebendige Böden, zumal mehr als 95 % unserer Lebensmittel direkt und indirekt aus dem Boden stammen.
Nach Angaben der UN-Ernährungsorganisation „Unsere Böden sind massiv gefährdet, was sich nicht nur nachteilig auf die globale Ernährungssicherung auswirkt, sondern auch unser Klima, unsere Wassersysteme und unsere Biodiversität negativ beeinflusst.“ Mit anderen Worten, der Boden hat direkten Einfluss auf mindestens vier SDGs, und zwar auf: SDG 2 „Kein Hunger“, SDG 13 „Maßnahmen zum Klimaschutz“, SDG 6 „Sauberes Wasser und Sanitäreinrichtungen“ sowie SDG 15 „Leben an Land“.
In Hinblick auf die Erhaltung und Verbesserung der Bodenqualität und Fruchtbarkeit fördert die FAO fünf verschiedene Formen nachhaltiger landwirtschaftlicher Anbaumethoden, nämlich Agrarökologie, Agroforstwirtschaft, Direktsaat, konservierende Bodenbearbeitung und ökologische Landwirtschaft.
Von diesen fünf nachhaltigen Anbaumethoden verfügt nur die ökologische Landwirtschaft über ein starkes, unabhängiges Kontrollsystem, das den strengen internationalen Vorschriften entspricht und das – ebenso wichtig – von den betroffenen Verbrauchern anerkannt und geschätzt wird.
Wenn das europäische Bio-Logo auf einem Produkt angebracht ist, dann ist es garantiert biologisch. Darüber hinaus ist das Wort „Bio“ durch europäisches Recht geschützt; es darf von den Herstellern daher nur verwendet werden, wenn sie eine offizielle Zertifizierung nach europäischen Normen erhalten haben. Die Einhaltung der Vorschriften wird streng überwacht. Aus dem außereuropäischen Ausland importierte Bio-Produkte müssen nicht nur den strengen europäischen Bio-Vorschriften entsprechen, sondern sie werden auch von in der EU zugelassenen Organisationen kontrolliert. Es spielt daher keine Rolle, ob ein Bio-Produkt auf dem Bauernmarkt oder im Discounter verkauft wird: Wenn es als „Bio“ verkauft wird, sollte es in jedem Fall den strengen gesetzlichen Vorschriften entsprechen.
In Hinblick auf SDG 12 bieten Bio-Produkte eindeutig ausgezeichnete Voraussetzungen, sowohl in Bezug auf nachhaltige Produktion als auch in Bezug auf nachhaltigen Konsum.
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